Etappe 15

Kultur & Geschichte

Kirche Maria Stern Neukirchen

Wallfahrtskirche Maria Stern Neukirchen

Die weit über den Chiemgau hinaus bekannte  Wallfahrtskirche Maria Stern dürfte bereits im zehnten Jahrhundert bestanden haben. Erste Erwähnungen als „Niuunchiricha“ stammen von 924. Bis 1950 bestand Neukirchen, das in aussichtsreicher Höhenlage über dem Ostufer des Simssees liegt, nur aus Kirche, Mesnerhaus und Schule. Das älteste Mauerwerk des bestehenden spätgotischen Kirchenbaues weist noch auf einen romanischen Vorgängerbau hin. Ihr  heutiges Erscheinungsbild verdankt das Kircheninnere dem 1750 erfolgten, spätbarocken Umbau durch Andreas Vordermayr. Das fünfjochige Langhaus und der eingezogene Chorraum wurden damals eingewölbt, wobei die Stichkappentonne im Langhaus auf flachen, in Fensterbalkenhöhe auslaufenden Wandpilastern aufruht. Gleichzeitig erfolgte auch die Stukkierung durch Vordermayr sowie die Ausmalung durch den aus Wien stammenden, vornehmlich in Tirol und später in der Steiermark tätigen Hofmaler Joseph Adam Mölck. Der Anlass für die prunkvolle barocke Ausgestaltung war die rasche Zunahme der Marienwallfahrt nach der Übertragung des Gnadenbildes aus Riedering im Jahre 1710, das seitdem in der Mitte des Hochaltars angebracht ist. Bemerkenswert sind die zahreichen, an den Langhauswänden angebrachten Votivbilder als eindruckvolles Zeugniss früherer Volksfrömmigkeit. Das älteste Bild stammt aus dem Jahr 1711. Beim Kircheneingang erinnert eine Gedenktafel an den von den Nationalsozialisten hingerichteten Jesuitenpater Alfred Delp, der hier und im nahen Wolferkam einst erholsame Urlaubstage verbracht hatte und während dieser Zeit in Neukirchen Gottesdienste gefeiert hat. Im Jahr 2011 konnte aus dem Nachlass des in Wolferkam lebenden Künstlers Siegfried Moroder (1911-1989), zu dem Alfred Delp eine Freundschaft pflegte, eine Büste erworben werden, die in der Seitenkapelle einen würdigen Platz gefunden hat.

Am Kirchberg | 83083 Neukirchen am Simssee

www.erzbistum-muenchen.de/PV-Riedering/wallfahrtskirche-maria-stern/94540

Atelier von Siegfried Moroder

Atelier von Siegfried Moroder

Siegfried Moroder (1911-1989) entstammte einer südtiroler Künstlerfamilie. Er begann seine Ausbildung in einer Schnitzwerkstatt. Später bewarb er sich an der Kunstakademie München, wo Hermann Hahn und Joseph Wackerle seine Lehrer waren. Neben dem Studium war Moroder auch in der katholischen Studentenbewegung aktiv. In dieser Zeit entstand seine Freundschaft mit dem Jesuitenpater Alfred Delp, der im Widerstand gegen das NS-Regime tätig war. Diese Freundschaft und der Austausch mit Delp, einem wichtigen Vordenker der christlichen Soziallehre, war prägend für Moroder. Delp stellte auch die Verbindung ins Chiemgau und zu Wolferkam her, wo er öfter Urlaub machte. Nach dem zweiten Weltkrieg pendelte Moroder zwischen seinem Atelier in München und Wolferkam, wo seine Familie lebte. Als für einen 6 Meter hohen Christus das Atelier in München zu klein war, vollendete Moroder die Arbeit in einer Wolferkamer Scheune und als er 1957 seinen Münchner Arbeitsraum verlor baute er ein Atelier in Wolferkam. Hier entstanden in kontinuierlicher Arbeit viele Werke, die über ganz Deutschland verteilt sind.

siegfried-moroder.de

E-Werk Prien-Siggenham

Seit 1906 betreibt der Markt Prien bei Siggenham ein Elektrizitätswerk. Lange wurde angenommen dass es nach den Plänen von Oskar von Miller entstand und es das Erstlingswerk des späteren Gründers des Deutschen Museums in München und des Walchenseekraftwerks sei. Inzwischen gilt der Priener Baumeister Josef Kobras als Urheber. Ursprünglich sollte mit dem Strom die Wasserpumpe im Eichental zur Trinkwasserversorgung von Prien-Trautersdorf betrieben werden, heute wird er ins Netz eingespeist. Die einstige Ausstattung ist bis heute erhalten, was aus dem E-Werk ein technisches Denkmal des frühen 20. Jahrhunderts macht.

Bachweg 4 | 83209 Prien am Chiemsee

Mühlbäche im Eichental

Die Wasserkraft der Prien und ihrer Mühlbäche bildete über Jahrhunderte die Basis für viele Gewerbezweige wie Schmiede, Büchsenmacher, Gerber und Mühlen. Noch 1924 waren sieben Wasserwerke mit rund 100 Arbeitern am Priener Mühlbach aktiv. Mit ihrer Hilfe wurde Mehl gemahlen, Sägholz geschnitten und Lein- und Mohnöl gewonnen.

Prien am Chiemsee

Der Luftkurort und Kneippkurort Prien am Chiemsee liegt direkt am "Bayerischen Meer". Der Name Prien leitet sich von der keltischen Bezeichnung für den Fluss Prien "Brigenna" (Die aus den Bergen Kommende) ab und wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1158), als Verwaltungsort der Grafen von Falkenstein gegründet. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg im Jahre 1860 und der allgemeinen Öffnung des Königsschlosses Herrenchiemsee 1886 wurde das Zeitalter des Fremdenverkehrs, der den Markt auch heute prägt, eingeläutet und Prien erlangte überregionale Bedeutung. Die Chiemsee-Schifffahrt, deren Haupthafen Prien ist, wurde ausgebaut, Hotels und Fremdenpensionen entstanden, und zahlreiche Städter erbauten sich ihre Sommervillen rund um den 1897 zum Markt erhobenen Ort. Den Bahnhof und den in Prien-Stock gelegenen Hafen verbindet noch die 1887 erbaute und in der Hauptsaison zeitweise mit Dampf betriebene Chiemsee-Bahn. Prien blickt auf eine enge Verbundenheit mit den bildenden Künsten zurück. So wurde in den Räumen des nach dem 2. Weltkrieg leerstehenden Amtsgerichtsgebäudes am 5. August 1945 die erste freie Kunstausstellung nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und die erste Ausstellung moderner Kunst in Deutschland überhaupt eröffnet. Heute leben gut 10.000 Einwohner in Prien, das auch als Sitz mehrerer Gesundheitseinrichtungen und Kliniken bedeutsam ist.

www.prien.de