Erl ist quasi das Oberammergau von Tirol. Die Erler Passionsspiele haben seit dem Jahr 1613 Tradition. Erl selbst gehört zu den ältesten Dörfern im Inntal. Die erste römische Besiedlung erfolgte vermutlich im 3. Jahrhundert, was der Mithrasstein in der Pfarrkirche mit der Aufschrift DIM PRO SALUTE („dem unbesiegbaren Gott Mithras zum Heil“) bezeugt. Im Jahre 788 wird Erl im Arnonischen Güterverzeichnis des Erzbischofs von Salzburg erstmalig erwähnt. Im Jahre 1504 kam Erl unter Kaiser Maximilian mit den Gerichten Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein endgültig zu Tirol. Heute leben in Erl etwa 1.500 Einwohner.
Nachdem Erl aufgrund seiner Grenznähe wiederholt niederbrannte, ist die heutige Kirche bereits die siebte oder achte an dieser Stelle. Der letzte Wiederaufbau wurde erste 1828 abgeschlossen. 1980 wurde die Vorhalle im Westen angefügt. Nach außen erscheint die Kirche als einfacher, klar gegliederter Bau, dessen Zwiebelturm nach Salzburger Vorbild in der Mitte der Westfront steht. Im Inneren dagegen ist sie prunkvoll ausgestattet. Der Hauptaltar zeigt als Aufsatzbild über dem Tabernakel das Gnadenbild von Erl, eine gekrönte Kopie des Mariahilf-Bildes von Lucas Cranach im Innsbrucker Dom.
Dorf 21 | 6343 Erl | Österreich
Bekannt ist Erl vor allem für seine Passionsspiele, die alle sechs Jahre aufgeführt werden. 2013 fanden sie bereits zum 400-jährigen Jubiläum statt. Bis 1613 lässt sich die Geschichte der Spiele zurückverfolgen, als ein Osterspiel des Meistersingers Sebastian Wild aus Augsburg aufgeführt wurde. Entstanden sind die Spiele, die traditionell das Leiden und Sterben Christi zeigen, wahrscheinlich aus einem Gelübde aus der Pestzeit, und sollen seit damals Ausdruck der tiefen Gläubigkeit frommer, einfacher Menschen sein. Das Passsionsspielhaus, ein akustisches und architektonisches Meisterwerk von Architekt Schuller, das als Ikone der Nachkriegsmoderne gilt, ist zum Wahrzeichen der Gemeinde geworden. Die Tiroler Festspiele Erl, gegründet von Gustav Kuhn 1997, finden jährlich im Sommer, in der Regel beginnend am ersten Donnerstag im Juli, vier Wochen lang statt. Im Dezember 2012 wurde neben dem Passionsspielhaus das neue, winterfeste, von Delugan Meissl Associated Architects geplante Festspielhaus eröffnet. Folgerichtig wird das Sommerprogramm der Festspiele seit 2012 durch eine Wintersaison ergänzt.
Mühlgraben 56 | 6343 Erl | Österreich
Die Geschichte des Spitzsteinhauses beginnt im Jahr 1904, als das erste Gebäude an dieser Stelle erbaut wurde. Für die Skifahrer am Spitzstein warb man damals mit beheizten Zimmern zu sehr mäßigen Preisen. Bereits zehn Jahre später erwarb der kurz zuvor im Januar 1914 gegründete Alpen Verein München Giesing das Haus samt 21,5 ha Grund auf bayerischer und tiroler Seite. In den Folgejahren wurde das Haus mit einem 2. Stock, Toiletten, einer Wasserleitung und einer Terrasse ausgebaut, was durch den Verkauf des Grundes auf bayerischer Seite finanziert wurde. Während des zweiten Weltkrieges konnte das Spitzsteinhaus nicht besucht werden. Erst 1956 wurde das beschlagnahmte Haus zurückgegeben und mit großem ehrenamtlichen Einsatz wurde es wieder zu einem beliebten Treffpunkt der Bergwanderer. Im Januar 1980 brannte das Spitzsteinhaus bis auf die Grundmauern nieder. Das heutige Spitzsteinhaus wurde daraufhin etwa 50 m unterhalb des Standorts des Vorgängerbaus nach Plänen des Architekten Schelle neu erbaut und im Oktober 1981 eröffnet.
Alm 47 | 6343 Erl | Österreich