Etappe 19

Natur & Landschaft

Naturschutzgebiet Eggstätt Hemhofer Seenplatte

Am Hartsee

Die „Eggstätt Hemhofer Seenplatte“ ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Bayerns. Zusammen mit den Seeoner Seen und den Osterseen gehört es zu den drei herausragenden „Eiszerfallslandschaften“ des Freistaats. Die Schutzgebietsverordnung wurde bereits am 14. Juni 1939 erlassen und 1982 aktualisiert. Mittlerweile ist die Eggstätt Hemhofer Seenplatte auch Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzes „Natura 2000“. Ein reich gegliedertes, von den Gletschern der letzten Eiszeit geschaffenes Oberflächenrelief mit zahlreichen Moränenhügeln, Toteislöchern und idyllisch darin eingebetteten Seen charakterisiert dieses einzigartige Landschaftsbild. Es beinhaltet ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen: offene Wasserflächen, Schwimmblatt- und Verlandungszonen, Tümpel, Bäche und Auen, Moorinseln und lichte Wälder. In den Kernbereichen zeigt das Naturschutzgebiet ein ursprüngliches Gesicht wie vor mehreren Tausend Jahren: dort finden sich Eiszeitrelikte wie der Hochmoor-Perlmuttfalter oder die Zierliche Moosjungfer - eine Libellenart, die heute vom Aussterben bedroht ist und bayernweit nur mehr an wenigen Seen nördlich des Chiemsees zu finden ist.  Die umliegenden Randbereiche des Schutzgebiets werden seit Jahrhunderten von der traditionellen bäuerlichen Nutzung des Menschen geprägt. Hier entwickelte sich im Lauf der Zeit eine reich gegliederte Kulturlandschaft, die neue ökologische Nischen und Existenzgrundlagen für Mensch und Natur schuf. In den extensiv bewirtschafteten Streuwiesen, Schilfzonen und Niederungen findet sich das ganze Jahr über ein genauso beeindruckender Artenreichtum.

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Hartsee

Der Hartsee ist mit fast 40m der tiefste aller Seen des Naturschutzgebiets der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte. Er ist zugleich das letzte Glied der Wanderung des Wassers innerhalb der Seenplatte und besitzt als einziger See einen oberirdischen Ablauf in die Hartsee-Achen. Fast auf der gesamten Uferlänge findet sich ein Schilfgürtel mit einem kleinräumigen Mosaik an Verlandungszonen.

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Kautsee

Der Kautsee liegt im Zentrum des Naturschutzgebiets der Eggstätt Hemhofer Seenplatte. Seine dreilappige Gestalt erklärt, wieso er vom Wanderweg aus nie in seiner vollen Ausdehnung bewundert werden kann. Aus der Luft erkennt man, dass seine Ufer von wertvollen Moorbereichen und bewaldeten Moränenhügeln umgeben sind. Heute existieren nur mehr seichte Verbindungen zwischen den drei Seebecken, die durch fortschreitende Verlandungsprozesse mehr und mehr geschlossen werden.

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Eiszerfallslandschaft

Prägend für die heutige Gestalt der Landschaft zwischen Eggstätt und Seeon waren die geologischen Prozesse der letzten Eiszeit. Ihre Gletscherzüge schufen die landschaftsprägenden Elemente: dabei berührten sich die Ausläufer des Inn-, Prien- und Chiemsee-Gletschers im Bereich des heutigen Biotopverbunds zwischen Eggstätt und Seeon. Der mitgeführte Gesteinsschutt wurde zu gewaltigen Wällen - sogenannten End- oder Seitenmoränen - aufgetürmt. Sie waren die Grundlage für das vielfältige Relief dieser Landschaft mit zahllosen Kuppen und Mulden, die das Umfeld der Seenplatte charakterisieren. Aufgrund der geologischen Gestaltungsprozesse gegen Ende der letzten Eiszeit wird die Landschaft zwischen Eggstätt und Seeon als „Eiszerfallslandschaft“ bezeichnet. Rund um Eggstätt und Seeon finden sich zahlreiche Toteislöcher, die entstanden sind, als die Gletscher gegen Ende der letzten Eiszeit zurückwichen und sich riesige Eisblöcke ablösten. Weil diese nicht mehr mit dem Hauptstrom des Gletschers in Verbindung standen, bezeichnet man sie als „Toteis“. Vom Schmelzwasser des Gletschers wurden die Toteis-Blöcke anschließend wieder mit Schotter überdeckt. Unter dieser Isolierschicht blieben sie oft noch Jahrhunderte lang erhalten. Als das Klima schließlich so warm wurde, dass auch die Toteis-Blöcke im Untergrund abschmolzen, entstanden Mulden und Vertiefungen in der Landschaft. Diese sogenannten Toteislöcher blieben entweder als trockene Kessel erhalten oder füllten sich mit Wasser. In den Jahrhunderten nach der Eiszeit bildeten sich großflächige Seengebiete. Die Wasserfläche des Chiemsees sowie die nördlich davon gelegenen Eiszeitseen zwischen Eggstätt und Seeon waren damals um einiges größer als heute. Während dieser Zeit entstanden durch die stetige Ablagerung von feinem Gesteinsmaterial mächtige Seetonschichten am Grund der Gewässer. Als die Ausdehnung der Seen später schrumpfte, boten die wasserstauenden Schichten in ihrem Verlandungsbereich ideale Voraussetzungen für die Bildung von Niedermooren. Im Zeitraum mehrerer Jahrtausende entwickelten sich daraus an manchen Stellen Hochmoore, die nur mehr von Regenwasser gespeist werden. Sie geben uns bis heute einen Eindruck dieser ursprünglichen, nacheiszeitlichen Landschaft. Wie glitzernde Edelsteine liegen diese vom Eis geschaffenen Landschaftsbestandteile - Seen, Sümpfe, Toteislöcher, Bruch- und Auwälder, Nieder- und Hochmoore – dicht aneinander gereiht im Bereich des heutigen Biotopverbunds. Sie beherbergen die Reste einer einzigartigen Flora und Fauna der Eiszeit und geben uns Einblick in ein erdgeschichtliches Zeitalter, in dem der Mensch noch weitgehend eine Nebenrolle spielte.

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Lebensraum Eiszeitseen

Hartsee

Seen und Stillgewässer gehören zu den prägenden Landschaftselementen im Biotopverbund Eggstätt Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen. Wie eine Perlenkette glitzern Wasserflächen dicht aneinander gereiht zwischen den Moränenhügeln. Am Boden erscheint ein vielfältiges Mosaik aus Wasser-Lebensräumen, Schwimmblattzonen und Schwingrasen, Schilfgürteln und Verlandungszonen vor den Augen des aufmerksamen Besuchers: Ein Paradies für seltene Wasservögel, Amphibien, Libellen und Fische. Der Wasserkörper der tieferen Seen wird aufgrund der jahreszeitlichen Klimaänderungen (wie Temperaturunterschiede, Winde) jeweils im Frühjahr und Herbst durchmischt. Nur in dieser Zeit wird sauerstoffreiches Oberflächenwasser, das für den Abbau organischer Substanzen erforderlich ist, in tiefere Wasserschichten transportiert. Steigt der Nährstoffgehalt eines Sees zu stark an, so reicht der Sauerstoff in den Tiefenschichten nicht mehr bis zur nächsten Durchmischung. Faulschlamm-Ablagerungen am Seegrund können die Folge sein. Für alle Sauerstoff atmenden Lebewesen werden diese Bereiche dann zu Todeszonen. Die meisten Seen und Stillgewässer des Biotopverbunds wären von Natur aus nährstoffarm. Deshalb reagieren sie besonders empfindlich auf Störungen des Wasserhaushalts. Nur wenn es gelingt, das Umfeld der Seen, Sümpfe und Moore deshalb extensiv zu bewirtschaften, kann die "Vision Biotopverbund" als natürliches Bindeglied zwischen den Naturschutzgebieten Wirklichkeit werden.

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Schleinmoos

Das wertvolle Wiesenbrütergebiet rund um den Eschenauer See liegt im Herzen der Biotopverbundachse zwischen Eggstätt Hemhofer Seenplatte und den Seeoner Seen. Die schilfbewachsenen Ufer des Eschenauer Sees und die umliegenden Streuwiesen im Schleinmoos bieten wertvolle Rückzugsräume für Wasservögel und Schilfbewohner, seltene Pflanzen der Niedermoore und scheue Wiesenbrüter.

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Naturschutzgebiet Seeoner Seen

Blick über den Klostersee

Das Naturschutzgebiet "Seeoner Seen" setzt sich aus einer Kette von sieben Seen zusammen. Rund um die sieben eiszeitlichen Seen des Schutzgebietes finden sich auf insgesamt 140 Hektar Fläche höchst beeindruckende und schützenswerte Lebensräume, die bayernweite und sogar europaweite Bedeutung besitzen. Mittlerweile sind die Seeoner Seeon auch Teil des europaweiten Netzes „Natura 2000“. Eine der Besonderheiten der Seeoner Seen besteht darin, dass sie keine oberirdischen Wasserzuflüsse besitzen: die Seenkette wird nur von Grund- und Regenwasser gespeist, das anschließend langsam und größtenteils auf unterirdischen Wegen wieder an die benachbarten Fliessgewässer abgegeben wird. Dieses wassergesättigte Milieu begünstigte seit jeher die Entstehung von wertvollen Verlandungsbereichen, Moor- und Feuchtgebieten im Umfeld der Seenkette.

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Seeleitensee

Der Seeleitensee gehört zu den weniger bekannten, versteckt liegenden und schwer zugänglichen Seen des Naturschutzgebiets "Seeoner Seen". Ein Unterwasserkamm in Nord-Süd-Richtung, der teilweise als Insel sichtbar wird, teilt den Seeleitensee in zwei Hälften.

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Brunnensee

Der Brunnensee ist der tiefste und am besten untersuchte See des Naturschutzgebiets "Seeoner Seen". In einem kleinen Bootshaus befindet sich eine Außenstelle der „Limnologischen Forschungsstation Seeon“ der LMU München. Aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften unterscheidet sich der Brunnensee von allen anderen Seen des Naturschutzgebiets und verfügt über die typischen Kennzeichen eines weitgehend ursprünglichen, eiszeitlichen Sees. Seine maximale Tiefe beträgt 18,3 Meter und er wird ausschließlich von Grundwasser gespeist, was seinen nährstoffarmen Gesamtcharakter begünstigt und die ganzjährig niedrige Wassertemperatur von unter 20°C erklärt. Sauerstoff ist hier bis zum Seegrund vorhanden und beeinflusst die Ökologie des Brunnensees positiv. In seinen Verlandungsbereichen finden sich Röhrichte, Moorbereiche und Streuwiesen

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Griessee

Griessee

Der Griessee wird als Badesee genutzt. Sein warmes, weiches Moorwasser zieht viele Erholungssuchende und Badegäste an. Besucher finden hier Parkplätze, eine große Liegewiese, Stege und einen Kiosk. Ein idealer Bade- und Familien-See inmitten der Natur. Der Name „Griessee“ kommt von seinem kiesigen Ufer (oberbayerisch: „Gries“). Er wird seit langer Zeit vom Menschen genutzt und diente früher als Tränke für das Vieh, weil sein flaches, kiesiges Ufer gut zugänglich war.

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Klostersee

Der Klostersee ist mit 47 Hektar Fläche der größte unter den Seeoner Seen. Seine maximale Tiefe beträgt etwa 15 Meter. Durch den Dammbau zum Kloster Seeon und die Wasserstandabsenkung nimmt man heute zwei Seehälften um die dazwischen liegende Klosterhalbinsel wahr. Nur der südliche und westliche Teil des Klostersees mit seinen Verlandungszonen und Moorresten ist Teil des Naturschutzgebiets. Genau wie am Griessee ist auch am Klostersee Baden an ausgewiesenen Stellen erlaubt. Der Zugang erfolgt entweder vom Strandbad im Südosten oder über vorhandene Stege entlang des Ufers.

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Libellen

Im Biotopverbund zwischen Eggstätt und Seeon leben etwa 40 verschiedene Libellenarten. Das Gebiet beherbergt damit fast die Hälfte unseres heimischen Artenspektrums. Libellen sind dabei Meisterwerke der Evolution. Im Flug agieren sie elegant und wendig wie kaum eine andere Tiergruppe und dabei sind ihre Flügel hauchdünne, elastische Gebilde aus Chitin und Protein. Man findet sie an winzigen Quellrinnsalen, entlang von Bächen und Flüssen sowie an Tümpeln, Teichen und größeren Seen. Sogar in extrem sauren Moorgewässern können spezialisierte Libellenarten existieren.

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Mozarteiche von Seeon

Mozarteiche von Seeon

Eine etwa 200 Jahre alte Stiel-Eiche steht knapp 100m westlich des Seeoner Sees von Ruhebänken umgeben etwas erhöht auf einem kleinen Hügel. Von dort bietet sich ein schöner Blick auf den Seeoner See und das Kloster Seeon. Vielleicht ist die Eiche aber auch so alt, dass sie Mozart tatsächlich schon gesehen hat. Sie ist nach Mozart benannt, weil dieser das Kloster Seeon von Salzburg aus öfter besucht oder als Zwischenstation der zahlreichen Reisen der Familie Mozart genutzt hat. Mozart wie auch Michael Haydn weilten darüber hinaus gerne im Kloster, um dort auf der neuen Orgel zu spielen.

Blumen am Weg

Je nach Jahreszeit finden sich am Weg unserer Wanderungen viele verschiedene Blumen. Bei dieser Etappe kann man unter anderem Sumpf-Dotterblume, Wec hselblättriges Milzkraut, Weiße Pestwurz, Leberblümchen, Hohler Lerchensporn und Kleines Schneeglöckchen entdecken.

Sumpf-Dotterblume

Caltha palustris

Sumpf-Dotterblume

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (verbreitet)

Blütezeit: April - Juni

schwach giftig

Wechselblättriges Milzkraut

Chrysosplenium alternifolium

Wechselblättriges Milzkraut

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (sehr häufig)

Blütezeit: April - Juni


Weiße Pestwurz

Petasites albus

Weiße Pestwurz

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: Vorwarnstufe (häufig)

Blütezeit: April - Mai

Leberblümchen

Hepatica nobilis

Leberblümchen

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (zerstreut)

Blütezeit: März - April

schwach giftig


Hohler Lerchensporn

Corydalis cava

Hohler Lerchensporn

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: Vorwarnstufe (zerstreut)

Blütezeit: März - Mai

giftig

Kleines Schneeglöckchen

Galanthus nivalis

Kleines Schneeglöckchen

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: stark gefährdet (häufig)

Blütezeit: Februar - April

giftig