Etappe 17

Natur & Landschaft

Naturschutzgebiet Eggstätt Hemhofer Seenplatte

Kautsee

Die „Eggstätt Hemhofer Seenplatte“ ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Bayerns. Zusammen mit den Seeoner Seen und den Osterseen gehört es zu den drei herausragenden „Eiszerfallslandschaften“ des Freistaats. Die Schutzgebietsverordnung wurde bereits am 14. Juni 1939 erlassen und 1982 aktualisiert. Mittlerweile ist die Eggstätt Hemhofer Seenplatte auch Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzes „Natura 2000“. Ein reich gegliedertes, von den Gletschern der letzten Eiszeit geschaffenes Oberflächenrelief mit zahlreichen Moränenhügeln, Toteislöchern und idyllisch darin eingebetteten Seen charakterisiert dieses einzigartige Landschaftsbild. Es beinhaltet ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen: offene Wasserflächen, Schwimmblatt- und Verlandungszonen, Tümpel, Bäche und Auen, Moorinseln und lichte Wälder. In den Kernbereichen zeigt das Naturschutzgebiet ein ursprüngliches Gesicht wie vor mehreren Tausend Jahren: dort finden sich Eiszeitrelikte wie der Hochmoor-Perlmuttfalter oder die Zierliche Moosjungfer - eine Libellenart, die heute vom Aussterben bedroht ist und bayernweit nur mehr an wenigen Seen nördlich des Chiemsees zu finden ist.  Die umliegenden Randbereiche des Schutzgebiets werden seit Jahrhunderten von der traditionellen bäuerlichen Nutzung des Menschen geprägt. Hier entwickelte sich im Lauf der Zeit eine reich gegliederte Kulturlandschaft, die neue ökologische Nischen und Existenzgrundlagen für Mensch und Natur schuf. In den extensiv bewirtschafteten Streuwiesen, Schilfzonen und Niederungen findet sich das ganze Jahr über ein genauso beeindruckender Artenreichtum.

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Eiszerfallslandschaft

Am Kautsee

Prägend für die heutige Gestalt der Landschaft zwischen Eggstätt und Seeon waren die geologischen Prozesse der letzten Eiszeit. Ihre Gletscherzüge schufen die landschaftsprägenden Elemente: dabei berührten sich die Ausläufer des Inn-, Prien- und Chiemsee-Gletschers im Bereich des heutigen Biotopverbunds zwischen Eggstätt und Seeon. Der mitgeführte Gesteinsschutt wurde zu gewaltigen Wällen - sogenannten End- oder Seitenmoränen - aufgetürmt. Sie waren die Grundlage für das vielfältige Relief dieser Landschaft mit zahllosen Kuppen und Mulden, die das Umfeld der Seenplatte charakterisieren. Aufgrund der geologischen Gestaltungsprozesse gegen Ende der letzten Eiszeit wird die Landschaft zwischen Eggstätt und Seeon als „Eiszerfallslandschaft“ bezeichnet. Rund um Eggstätt und Seeon finden sich zahlreiche Toteislöcher, die entstanden sind, als die Gletscher gegen Ende der letzten Eiszeit zurückwichen und sich riesige Eisblöcke ablösten. Weil diese nicht mehr mit dem Hauptstrom des Gletschers in Verbindung standen, bezeichnet man sie als „Toteis“. Vom Schmelzwasser des Gletschers wurden die Toteis-Blöcke anschließend wieder mit Schotter überdeckt. Unter dieser Isolierschicht blieben sie oft noch Jahrhunderte lang erhalten. Als das Klima schließlich so warm wurde, dass auch die Toteis-Blöcke im Untergrund abschmolzen, entstanden Mulden und Vertiefungen in der Landschaft. Diese sogenannten Toteislöcher blieben entweder als trockene Kessel erhalten oder füllten sich mit Wasser. In den Jahrhunderten nach der Eiszeit bildeten sich großflächige Seengebiete. Die Wasserfläche des Chiemsees sowie die nördlich davon gelegenen Eiszeitseen zwischen Eggstätt und Seeon waren damals um einiges größer als heute. Während dieser Zeit entstanden durch die stetige Ablagerung von feinem Gesteinsmaterial mächtige Seetonschichten am Grund der Gewässer. Als die Ausdehnung der Seen später schrumpfte, boten die wasserstauenden Schichten in ihrem Verlandungsbereich ideale Voraussetzungen für die Bildung von Niedermooren. Im Zeitraum mehrerer Jahrtausende entwickelten sich daraus an manchen Stellen Hochmoore, die nur mehr von Regenwasser gespeist werden. Sie geben uns bis heute einen Eindruck dieser ursprünglichen, nacheiszeitlichen Landschaft. Wie glitzernde Edelsteine liegen diese vom Eis geschaffenen Landschaftsbestandteile - Seen, Sümpfe, Toteislöcher, Bruch- und Auwälder, Nieder- und Hochmoore – dicht aneinander gereiht im Bereich des heutigen Biotopverbunds. Sie beherbergen die Reste einer einzigartigen Flora und Fauna der Eiszeit und geben uns Einblick in ein erdgeschichtliches Zeitalter, in dem der Mensch noch weitgehend eine Nebenrolle spielte.

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Lebensraum Eiszeitseen

Schlosssee

Seen und Stillgewässer gehören zu den prägenden Landschaftselementen im Biotopverbund Eggstätt Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen. Wie eine Perlenkette glitzern Wasserflächen dicht aneinander gereiht zwischen den Moränenhügeln. Am Boden erscheint ein vielfältiges Mosaik aus Wasser-Lebensräumen, Schwimmblattzonen und Schwingrasen, Schilfgürteln und Verlandungszonen vor den Augen des aufmerksamen Besuchers: Ein Paradies für seltene Wasservögel, Amphibien, Libellen und Fische. Der Wasserkörper der tieferen Seen wird aufgrund der jahreszeitlichen Klimaänderungen (wie Temperaturunterschiede, Winde) jeweils im Frühjahr und Herbst durchmischt. Nur in dieser Zeit wird sauerstoffreiches Oberflächenwasser, das für den Abbau organischer Substanzen erforderlich ist, in tiefere Wasserschichten transportiert. Steigt der Nährstoffgehalt eines Sees zu stark an, so reicht der Sauerstoff in den Tiefenschichten nicht mehr bis zur nächsten Durchmischung. Faulschlamm-Ablagerungen am Seegrund können die Folge sein. Für alle Sauerstoff atmenden Lebewesen werden diese Bereiche dann zu Todeszonen. Die meisten Seen und Stillgewässer des Biotopverbunds wären von Natur aus nährstoffarm. Deshalb reagieren sie besonders empfindlich auf Störungen des Wasserhaushalts. Nur wenn es gelingt, das Umfeld der Seen, Sümpfe und Moore deshalb extensiv zu bewirtschaften, kann die "Vision Biotopverbund" als natürliches Bindeglied zwischen den Naturschutzgebieten Wirklichkeit werden.

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Schlosssee

Der 1,2 km lange, aber nur 400 m breite Schlosssee bildet die Nord-Süd-Verbindung der Seenplatte. Am südlichen Rand befindet sich Schloss Hartmannsberg. Die restlichen Uferbereiche des Schloßsees sind von naturnaher Vegetation - Schilfröhricht, Weidengebüsch und kleinen Waldinseln - umgeben. In manchen Bereichen finden sich üppige Schwimmblattgesellschaften aus Teich- und Seerosen.

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Kautsee

Der Kautsee liegt im Zentrum des Naturschutzgebiets der Eggstätt Hemhofer Seenplatte. Seine dreilappige Gestalt erklärt, wieso er vom Wanderweg aus nie in seiner vollen Ausdehnung bewundert werden kann. Aus der Luft erkennt man, dass seine Ufer von wertvollen Moorbereichen und bewaldeten Moränenhügeln umgeben sind. Heute existieren nur mehr seichte Verbindungen zwischen den drei Seebecken, die durch fortschreitende Verlandungsprozesse mehr und mehr geschlossen werden.

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Kesselsee

Kreisrund und die tiefste Stelle genau in der Mitte – so entspricht der Kesselsee dem Idealbild eines Toteissees. Wahrscheinlich bildet er den Restsee einer bereits verlandeten Seitenbucht des Schlosssees.

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Langbürgner See

Langbürgner See

Der Langbürgner See im südlichen Teil des Naturschutzgebiets ist mit mehr als einem Quadratkilometer Fläche der größte innerhalb der Eggstätt Hemhofer Seenplatte. Er ist so verwinkelt und buchtenreich, dass man sein tatsächliches Ausmaß von vielen Stellen aus nur erahnen kann. Seine maximale Tiefe beträgt 37 m. Genau wie seine Umrisslinien besteht auch der Seeboden aus einem vielfältigen Relief unterschiedlicher Einzelbecken. Umgeben ist der See von einem fast durchgehenden Saum aus Röhricht und Wald und er verfügt über die beste Wasserqualität aller Seen der Eggstätt Hemhofer Seenplatte. Baden ist aber nur an den dafür vorgesehenen Badestellen erlaubt.

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Libellen

Im Biotopverbund zwischen Eggstätt und Seeon leben etwa 40 verschiedene Libellenarten. Das Gebiet beherbergt damit fast die Hälfte unseres heimischen Artenspektrums. Libellen sind dabei Meisterwerke der Evolution. Im Flug agieren sie elegant und wendig wie kaum eine andere Tiergruppe und dabei sind ihre Flügel hauchdünne, elastische Gebilde aus Chitin und Protein. Man findet sie an winzigen Quellrinnsalen, entlang von Bächen und Flüssen sowie an Tümpeln, Teichen und größeren Seen. Sogar in extrem sauren Moorgewässern können spezialisierte Libellenarten existieren.

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Blumen am Weg

Je nach Jahreszeit finden sich am Weg unserer Wanderungen viele verschiedene Blumen. Bei dieser Etappe kann man unter anderem Huflattich, Sumpf-Storchschnabel, Gewöhnliche Zaunwinde, Punktierten Gilbweiderich, Heidelbeeren, Breitblättrige Platterbse, Leberblümchen, Scharbockskraut, Winterling und Frühlings-Krokus entdecken.

Huflattich

Tussilago farfara

Huflattich

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: sicher ungefährdet (häufig)

Blütezeit: Februar - April

Sumpf-Storchschnabel

Geranium palustre

Sumpf-Storchschnabel

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (zerstreut)

Blütezeit: Juni - September


Gewöhnliche Zaunwinde

Calystegia sepium

Gewöhnliche Zaunwinde

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (sehr häufig)

Blütezeit: Juni - September

Punktierter Gilbweiderich

Lysimachia punctata

Punktierter Gilbweiderich

Status in Bayern: eingebürgert

Bestand: vom Aussterben bedroht (zerstreut)

Blütezeit: Juni - August


Heidelbeere

Vaccinium myrtillus

Heidelbeere

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (verbreitet)

Blütezeit: April - August

Breitblättrige Platterbse

Lathyrus latifolius

Breitblättrige Platterbse

Status in Bayern: eingebürgert

Bestand: ungefährdet (selten)

Blütezeit: Juli - August

giftig


Leberblümchen

Hepatica nobilis

Leberblümchen

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (zerstreut)

Blütezeit: März - April

schwach giftig

Scharbockskraut

Ficaria verna

Scharbockskraut

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: ungefährdet (häufig)

Blütezeit: März - Mai

giftig


Winterling

Eranthis hyemalis

Winterling

Status in Bayern: eingebürgert

Bestand: ungefährdet (häufig)

Blütezeit: Februar - April

giftig

Frühlings-Krokus

Crocus vernus

Frühlings-Krokus

Status in Bayern: einheimisch

Bestand: stark gefährdet

Blütezeit: März - Juni

giftig