Etappe 21

Kultur & Geschichte

Frauenchiemsee

Blick von Gstadt zur Fraueninsel

Die Fraueninsel ist mit 15,5 ha die zweitgrößte Insel auf dem Chiemsee. Ihr Name leitet sich her vom ältesten Nonnenkloster Deutschlands, das im Jahr 782 vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet wurde. Im Kloster leben die Benediktinerinnen vom Frauenwörth. Das Wahrzeichen der Fraueninsel ist der freistehende Kampanile. Die karolingische Torhalle ist der älteste noch existierende Hochbau Süddeutschlands. Darüber hinaus ist die Fraueninsel mit ihren knapp 250 Einwohnern bekannt für ihre landschaftliche Einzigartigkeit, einen malerischen Christkindlmarkt an den ersten beiden Advents-Wochenenden, die Räucherfisch-Spezialitäten sowie die Erzeugnisse der Inseltöpferei und des Klosters. Kunstliebhaber finden regelmäßig Gelegenheit zum Besuch von Konzerten und Ausstellungen.

www.chiemsee-inseln.de

Abtei Frauenwörth

Friedhof am Kloster auf der Fraueninsel

782 gründete Herzog Tassilo III. von Bayern das Kloster Frauenwörth. Nach den Zerstörungen der Ungarneinfälle erlebte es zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert eine Blütezeit. 1728 und 1732 wurden die Klostergebäude neu erbaut. Im Zuge der Säkularisation hob man das Kloster von 1803 bis 1835 auf, jedoch bestand der Konvent fort. 1836 errichtete König Ludwig I. von Bayern für die Benediktinerinnen das Kloster neu unter der Auflage, dass sie sich durch Eröffnung von Schulen ihre Existenzgrundlage schaffen. Bis heute ist das Kloster Wallfahrtsort für die selige Irmengard, der Schutzpatronin des Chiemgaus.

www.frauenwoerth.de

Münster Frauenwörth

Die Kirche Mariä Opferung aus dem 11. Jahrhundert ist romanischen Ursprungs und wurde auf den Fundamenten eines einschiffigen Vorgängerbaus der Karolingerzeit errichtet. Die Gewölbe der Kirche stammen aus gotischer, die Altarausstattung aus barocker Zeit. Das Netzrippengewölbe des Innenraums wurde 1468 bis 1476 eingezogen. 1688 bis 1702 wurde die Kirche mit heute noch erhaltenen Altarretabeln ausgestattet. 1954 entdeckte man romanische Fresken an den Sanktuariumshochwänden. Der nordwestlich vor der Kirche frei stehende Glockenturm, ein Wahrzeichen des Chiemgaus, stammt im Ursprung wohl aus dem 12. Jahrhundert. Die erhalten gebliebene karolingische Vorhalle war schon Bestandteil der alten Klosteranlage unter Tassilo. In ihrem Obergeschoss befindet sich ein repräsentativer Raum, der ursprünglich mit einem kostbaren, aus dem Mittelmeerraum importierten Steinfußboden ausgekleidet war und als Repräsentationsbau des Klosterstifters diente. Die Anlage könnte beispielsweise zur Rechtsprechung durch den bayerischen Herzog oder eines seiner Vertreter errichtet worden sein. An diesen Raum angeschlossen war ein kleinerer Nebenraum, in dem sich eine Kapelle befand. Dort wurden im Jahr 1928 unter später angebrachtem Wandputz fünf unvollständig erhaltene Wandmalereien von Erzengeln gefunden, deren Anfertigung in die Gründungszeit des Klosters datiert wird und deren Künstler Anregungen aus der byzantinischen Kunst erhalten hatte. Die Malereien wurden nie völlig fertiggestellt, wohl weil Tassilo wenige Jahre nach Gründung des Klosters abgesetzt wurde und sich anschließend kein Finanzier für die Fertigstellung fand. Wohl ab dem Hochmittelalter war das Obergeschoss eine Kapelle des heiligen Michael und erfuhr bis in die Neuzeit diverse Renovierungen und Umbauten. Diese wurden bei der baugeschichtlichen Erforschung des Gebäudes 1963 wieder rückgängig gemacht und eine Dauerausstellung der Archäologischen Staatssammlung eingerichtet. Das Erdgeschoss der Torhalle beherbergte neben der im Zentrum gelegenen Durchfahrt ins Kloster ab dem 11. Jahrhundert im Ostraum eine Kapelle des heiligen Nikolaus von Myra. Bei den Konventsgebäuden sind heute ausschließlich die Neubauten des 18. Jahrhunderts sichtbar; über die Lage und ungefähre Gestalt der älteren Anlagen ließen sich aber durch Ausgrabungen Aufschlüsse gewinnen. Sie befanden sich ursprünglich auf der Nordseite des Münsters, an der Stelle des heutigen Friedhofs, und wurden wohl im 11. Jahrhundert auf die Südseite an ihre heutige Position verlegt.

www.frauenwoerth.de/klosterkirche

Herrenchiemsee

Das wohl bekannteste Ausflugsziel im Chiemgau ist die mit 238 ha größte Insel im Chiemsee, die Herreninsel mit ihrem Königsschloss. Es wurde 1878 bis 1885 von König Ludwig II. von Bayern als Nachbildung von Schloss Versailles erbaut, jedoch nie ganz fertig gestellt. Historisch bedeutsamer sind jedoch die Gebäude des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes, das 1803 säkularisiert wurde. Im Jahr 1948 tagte dort der Verfassungskonvent zum Entwurf der Verfassung der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Heute befindet sich die gesamte Herreninsel im Besitz des Freistaates Bayern. Das Königsschloss und die verschiedenen Ausstellung im sogenannten „Alten Schloss“ können ganzjährig besichtigt werden.

www.chiemsee-inseln.de

Ringwall Herrenwörth

Der Ringwall Herrenwörth ist eine abgegangene vor- und frühgeschichtliche Wallburg, die sich etwa 1375 Meter südsüdwestlich von Schloss Herrenchiemsee befindet. Die im 9. bis 10. Jahrhundert erbaute Ringwallanlage verfügte über mehrfach unterteilte Abschnittswälle, eine Wall-Graben-Befestigung mit Zangentor zur Landseite hin. Die etwa 9 ha große Innenanlage hatte eine Ostwestausrichtung von etwa 650 Metern mit der größten Breite von 200 Metern. Von der ehemaligen Befestigungsanlage sind noch Wall- und Grabenreste erhalten.

Neues Schloss Herrenchiemsee

Neues Schloss Herrenchiemsee

1873 erwarb König Ludwig II. von Bayern die Herreninsel als Standort für sein Neues Schloss Herrenchiemsee. Als Abbild von Versailles sollte dieses Schloss ein "Tempel des Ruhmes" für König Ludwig XIV. von Frankreich werden, den der bayerische Monarch grenzenlos verehrte. Der Verwirklichung gingen insgesamt 13 Planungsphasen voraus. 1878 wurde mit dem Bau des "Bayerischen Versailles" nach Plänen von Georg Dollmann begonnen. 1886, beim Tod von König Ludwig II., war das Schloss noch nicht vollendet. Einige Teile wurden später abgetragen.

Unter den großen Schauräumen sind das Prunktreppenhaus, das Paradeschlafzimmer und die Große Spiegelgalerie hervorzuheben. Das intime Kleine Appartement ist in Formen des französischen Rokoko gehalten und diente als Wohnung des Königs.

Neues Schloss | 83209 Herrenchiemsee

www.herrenchiemsee.de

Schlosspark Herrenchiemsee

In der Reihe der gebauten Traumwelten König Ludwigs II. kam dem Nachbau der Schloss- und Gartenanlage von Versailles als Inbegriff monarchischen Glanzes oberste Priorität zu. Es lag nicht in der Absicht Ludwigs II., Versailles detailgetreu zu kopieren. Auf die von Hofgärtendirektor Carl von Effner ab 1875 geplanten Gartenanlagen übertragen bedeutete dies, dass nur die Gartenräume in der Mittelachse detailliert nachgebildet werden mussten. Es waren dies Richtung Westen das "Parterre d'eau", bestehend aus zwei großen, auf Wunsch Ludwigs II. durch die Figuren der Fama und Fortuna mythologisch überhöhten Bassins, das Blumenparterre mit dem Latonabrunnen sowie der "Grand Canal", vor dessen spiegelnder Oberfläche sich der Apollobrunnen erheben sollte. Vor dem Schlafzimmer erstreckte sich Richtung Osten die auf eine Länge von 900 Metern projektierte Auffahrtsallee, an deren seeseitigem Ende eine Schiffsanlegestelle geplant war. Nach umfangreichen Erdbewegungen konnten die Gartenarbeiten 1882, vier Jahre nach der Grundsteinlegung des Schlosses im Mai 1878, in Angriff genommen werden. Die Ausführung der für das Herrenchiemsee-Erlebnis so wichtigen Gartenmittelachse, die in der Fläche etwa ein Drittel der geplanten Gesamtanlage umfasste, wurde mit Hochdruck betrieben und bis zum Tod König Ludwigs II. im Juni 1886 weitgehend abgeschlossen. Nur der Apollobrunnen und die Schiffsanlegestelle blieben unvollendet.

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König Ludwig II.-Museum

Das Museum ist in zwölf modern gestalteten Räumen im Erdgeschoss des Südflügels des Neuens Schlosses untergebracht und wurde 1987 eröffnet. Es widmet sich den Lebensstationen Ludwigs II. von der Geburt bis zum frühen tragischen Tod anhand von gemalten Portraits, Büsten, historischen Fotografien und originalen Prunkgewändern. Als Mäzen des Komponisten Richard Wagner ging der König in die Musikgeschichte ein. Zu diesem Thema sind Portraits, schriftliche Dokumente sowie Theater- und Bühnenbildmodelle asgestellt. Die "Königsschlösser" Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee sind ebenso dokumentiert wie die anderen Bauprojekte Ludwigs II. Originale Prunkmöbel aus dem zerstörten königlichen Appartement der Münchner Residenz oder aus dem ersten Schlafzimmer von Schloss Linderhof sind Höhepunkte des Museums. Schau- und Prunkstücke des Kunsthandwerks, vom König in Auftrag gegeben, dokumentieren den europäischen Rang der höfischen Münchner Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Neues Schloss | 83209 Herrenchiemsee

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Augustiner-Chorherrenstift (Altes Schloss)

Die heutigen Klostergebäude auf Herrenchiemsee wurden im Barock errichtet. Vier Flügel umschließen einen großen, annähernd rechteckigen Hof mit einem idyllischen Rosengarten. Der Konventstock mit Sälen und Wohnzellen entstand 1645 bis 1649, der Bräuhausstock 1661 bis 1665. Im repräsentativen Fürstenstock, entstanden von 1700 bis 1716, befanden sich die Klosterküche, Prunksäle sowie Wohnräume für fürstliche Gäste. Mit dem Prälaturstock wurde der Klosterhof von 1727 bis 1730 geschlossen. Die Bepflanzung des vor dem Konventstock gelegenen "Platanensaals" mit Blick zur Fraueninsel geht auf das Jahr 1893 zurück.

Altes Schloss 3 | 83209 Herrenchiemsee

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Museum im Augustiner-Chorherrenstift

Seit 1998 befindet sich im Konventstock und im Fürstenstock des Augustiner-Chorherrenstifts ein modern gestaltetes Museum. Der Rundgang erschließt in vier Museumsbereichen 1200 Jahre Bayerische Geschichte. Das Museum "Der Weg zum Grundgesetz – Verfassungskonvent Herrenchiemsee 1948" veranschaulicht in den historischen Räumen des Verfassungskonvents von 1948 die Entstehung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, eines der wichtigsten und hoffnungsvollsten Kapitel in der Geschichte der modernen Demokratie. In weiteren Räumen ist im Museum "Vom Kloster zum Königsschloss" die lange und reiche Geschichte dieses ältesten Klosters Bayerns und des Domstifts dokumentiert. Die ehemaligen Wohnräume Ludwigs II. sind in ihrer vollständigen historischen Einrichtung zu sehen. Im Fürstenstock sind Kaisersaal und Gartenzimmer mit ihrer komplett erhaltenen Ausmalung und Ausstattung zu besichtigen, die zu den qualitätvollsten barocken Profanräumen Deutschlands zählen.

Altes Schloss 3 | 83209 Herrenchiemsee

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Galerie Maler am Chiemsee

Die Galerie Maler am Chiemsee ist ein Teil des Museums im Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee. Es handelt sich um eine Dauerausstellung der Bayerischen Schlösserverwaltung in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München. In sechs Räumen wird eine Auswahl von Meisterwerken der am Chiemsee tätigen Maler gezeigt, so von Karl Millner, Friedrich August Kessler, Friedrich Wilhelm Pfeiffer, Karl Raupp, Joseph Wopfner, Wilhelm Trübner, Julius Exter, Leo Putz, Walther Püttner, Paul Roloff und Erich Glette. Eine ausführliche Dokumentation nimmt auf die Ausstellung Bezug und zeigt die Entwicklung der Malerei am Chiemsee von 1790 bis zum Zweiten Weltkrieg.

Altes Schloss 3 | 83209 Herrenchiemsee

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Galerie Julius Exter

Die Gemäldegalerie befindet sich im Prälaturstock der Klosteranlage, der zwischen 1727 und 1730 entstanden ist. In den barocken Räumen wird das Werk des Künstlers aus allen Schaffensperioden im Überblick gezeigt. Julius Exter (1863 bis 1939) war um 1900 ein wichtiger Vorkämpfer der modernen Malerei in München. Er gehörte zur 1892 gegründeten Secession und galt unter Kollegen als "Farbenfürst". Die Bilder des avantgardistischen Malers fanden Absatz in ganz Deutschland und vor allem in der Schweiz. Exter entwickelte sich vom Historismus zur vitalen Farbigkeit des Expressionismus. Hinsichtlich seiner maltechnischen und koloristischen Experimente steht er der Künstlergruppe "Blauer Reiter" nahe. Neben figürlichen Kompositionen und Porträts bilden Landschaften und Akte den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens.

Altes Schloss 3 | 83209 Herrenchiemsee

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Ehemalige Pfarrkirche St. Maria

Die Kirche war für die Laien der Klosterpfarrei errichtet worden. Der spätgotische Bau wurde 1469 geweiht, 1630 bis 1632 erfolgten Umbau und Neuausstattung. Aus dieser Zeit stammen der frühbarocke Hochaltar aus dem Jahr 1632 und die Kassettendecke mit Tafelgemälden aus dem Marienleben. Die Kirche beherbergt außerdem eine wertvolle barocke Orgel von 1668. An der Außenfassade befinden sich Wappensteine von Pröpsten des Augustiner-Chorherrenstifts.

Seekapelle zum Hl. Kreuz

Die Kapelle wurde 1697 am nördlichen Inselufer erbaut. Der Entwurf stammt wohl von Giulio Zuccalli, ein Gemäldezyklus von Joseph Eder aus dem Jahr 1700. Das spätgotische Kruzifix an der äußeren Altarwand ist eine Kopie und stammt aus der Domstiftskirche.

Chiemsee-Bahn

Nachdem der Chiemsee in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen zunehmenden Anstieg des Tourismus verzeichnen konnte, wurde zügig die dafür notwendige Infrastruktur geschaffen. Dazu gehörte insbesondere die Gründung der Chiemsee-Schifffahrt im Jahre 1845 sowie der Bahnhof in Prien an der 1860 eröffneten Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg. Als Ludwig II. im Jahr 1886 starb, ließ dessen Nachfolger Prinzregent Luitpold die Bauarbeiten am Schloss Herrenchiemsee einstellen und gab den Prachtbau für die Öffentlichkeit frei. Dadurch verzeichnete besonders die Herreninsel einen regelrechten Besucheransturm, aber auch die Fraueninsel lockte bereits damals viele Touristen an. Die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen brachten die Besucher aus München, Rosenheim und Salzburg nach Prien. Der knapp zwei Kilometer entfernte Hafen konnte vom Bahnhof Prien vorerst nur mit einem von der örtlichen Bevölkerung organisierten Fahrdienst erreicht werden, der aus Kutschen und Karren bestand. In der dörflichen Enge entstand dadurch ein erhebliches Verkehrschaos. Bereits kurz nach dem ersten großen Ansturm auf die Herreninsel beantragten der Schifffahrtbetreiber Ludwig Feßler sowie der Kommerzienrat Georg Krauß aus München noch 1886 den Bau einer schmalspurigen Lokalbahn vom Bahnhof Prien zum Dampfersteg in Stock. Planung und Ausführung erfolgten mit einem für die damalige Zeit bemerkenswerten Tempo. Die feierliche Eröffnung der Bahn fand nach weniger als 70 Tagen Bauzeit am 9. Juli 1887 statt. Bereits am nächsten Tag nahm sie den offiziellen Betrieb auf. Die Chiemsee-Bahn, die seit 1980 unter Denkmalschutz steht, erfreut sich dank ihres nostalgischen Charmes bis heute großer Beliebtheit. Für viele Besucher ist eine Fahrt wie eine Zeitreise ins Jahr 1887. Auch wenn die meisten Touristen heute mit dem Auto anreisen, nutzen viele die Bahn zu einer kleinen Vergnügungsfahrt.

Chiemseebahnweg 2 | 83209 Prien am Chiemsee

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